Klaus-Peter Müller:
Wie erstelle ich eine Chronik?
Anregungen, vorgetragen auf der Jahreshauptversammlung des
Spieker am 27. März 2004 in Bösel.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ein wenig ganz Grundsätzliches über das Verfassen von
Chroniken (im Sinne von Orts- und Vereinschroniken) zu erzählen, hat
mich Herr Hennings gebeten, und das will ich tun, in aller Kürze.
Ich möchte also ein paar Sätze darüber verlieren, wie eine Chronik
geschrieben sein soll, was sie beinhalten soll, wo man das Material
dafür findet (der wichtigste Punkt) und wie man es ordnet. Das muß
ganz allgemein bleiben, die Erfahrungen müssen Sie letztlich selbst
machen.
Eine Chronik beinhaltet für gewöhnlich Neues, etwas, das bisher noch
niemand wußte oder zumindest nicht genau wußte, bestenfalls
vermutete, das man aber jetzt schwarz auf weiß hat. So etwas
ausfindig zu machen, macht ungemein viel Spaß, und wenn man dann
vielleicht sogar am Schluß ein Buch in der Hand hält mit viel neuem
Wissenswerten über die Region, den Ort oder den Verein und merkt,
daß es auch andere interessiert und anderen gefällt, dann ist das
ein gutes Gefühl. Aber gut soll ja auch der Text sein und vor dem
guten Gefühl steht die Arbeit, viel Arbeit. Eine Chronik kann einer
schreiben, der viel Zeit hat, angenehmer ist diese Tätigkeit als
Teamarbeit. Die Themen werden dann nach Interessen, Vorlieben und
Fähigkeiten verteilt, in regelmäßigen vom Teamchef organisierten
Treffen der Arbeitsgruppe, die eine Sektion eines Heimatvereins
werden könnte, tauscht man Ergebnisse und Erlebnisse, berichtet über
Funde, gibt Tipps und berät sich, liest schließlich gegenseitig
Korrektur. So macht die Arbeit Spaß. Der Chef der Arbeitsgruppe ist
der Herausgeber der Chronik. Er spricht Themen und Umfang der
Beiträge ab, bestimmt, wann die Beiträge druckreif sind, sorgt nicht
nur für das Inhaltsverzeichnis, sondern auch für Sponsoren usw. Die
übrigens finden Sie leichter, wenn die Chronik einen besonderen
Anlaß hat, und so ist es ja auch meistens. Dann aber hat sie auch
einen präzisen Fertigstellungstermin. Damit Sie pünktlich sein
können, fangen Sie ja rechtzeitig an.
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Wie soll
eine Chronik geschrieben werden?
Eine Chronik, meinen Damen und Herren, ist eben eine Chronik, sie
ist keine vollständig gearbeitete Geschichtsschreibung, sie
erschöpft sich aber auch nicht in einer Tabelle. Der Chronist ist
fast schon ausgelastet mit der Zusammenfassung des neu Entdeckten,
aber er listet es eben nicht nur, er faßt es zusammen. Das ist
wichtig. Auch der Chronist gewichtet, trennt die Spreu vom Weizen
und stellt Zusammenhänge her.
Am Beispiel:
Im Ort hat sich, so stellt sich heraus, früher einmal einige Jahre
oder Jahrzehnte lang eine Parteienkonstellation langsam verändert,
bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine andere Partei als die
bisherige zur größten wurde. Darüber kann man einen längeren
historischen Aufsatz schreiben mit den Lebensgeschichten und
Persönlichkeitsmerkmalen der beteiligten Akteure, der genauen
Betrachtung des Wahlergebnisses in den einzelnen Ortsteilen mit
Bezug zu deren wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung und
Vergleichen mit Ergebnissen von Orten mit ähnlicher
Bevölkerungskonstellation. Wer das macht, kann dann vielleicht über
eine historische Regel philosophieren: bestimmte Voraussetzungen
können zu bestimmten Zeiten bestimmte Ergebnisse zeitigen, eine
Chronik wird so nie fertig.
Eine andere Art des Umgangs ist, die Wahlergebnisse tabellarisch
untereinander zu schreiben unter dem Titel: "Wahlen im Orte X". Dann
kann sich jeder Leser seine eigenen Gedanken machen. Aber wollen Sie
das?
Für eine Chronik erscheint mir eine dritte Art der Darstellung die
richtige. Die Schilderung der Entwicklung oder auch eine Darstellung
in Tabellenform mit kurzem Kommentar zur Begründung, etwa: Die
Ansiedlung diverser Industriebetriebe in den Jahren von .. bis...
hatte soziale Verschiebungen in der Bevölkerung mit dem Ergebnis der
Stärkung der Partei X zur Folge. Vielleicht führte ja auch zur
Veränderung der Bevölkerungsstruktur die starke Auswanderung im 19.
Jahrhundert. Die richtigen Ursachen zu ergründen, ist eben Ihre
Aufgabe. Hinweisen könnte man dann auf die Schilderung von
Veränderungen der Sozialstruktur des Ortes, die man in einem
früheren Kapitel der Chronik gemacht hat.
Es sollten also Daten und Fakten erhoben, Einzelheiten gewissenhaft
festgestellt und, soweit möglich, knapp kommentiert und
Zusammenhänge dargestellt werden. Die Darstellung darf sich nicht im
Abdruck von Dokumenten erschöpfen. Es müssen Zustände, Ereignisse
und Veränderungen beschrieben werden. Zitatstellen und
Literaturangaben sollten dabei auch genannt werden.
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Was soll eine
Chronik beinhalten?
Naturgemäß hängt das von ihrem Thema ab - und von Ihren Wünschen.
Eine Chronik kann eine bunte Sammlung von Aufsätzen, Statistiken,
Erinnerungen und Anekdoten sein, die - mit Bildern garniert -
historische Blitzlichter wirft und jedem Freude macht. Auch die kann
man wohl gut verkaufen. Mir persönlich sind die Versuche einer
geschichtlichen Gesamtschau lieber. Nur die sind auch von bleibendem
Wert über den Anlaß hinaus.
Nehmen wir die Chronik eines Vereins. Besondere Beachtung verdient
der Anfang, neben der Feststellung des Gründungsdatums der Kreis der
handelnden Personen und ihre Motive, vielleicht die Situation des
Ortes und seine sportlichen oder kulturellen Bedürfnisse je nach
Vereinscharakter. Es folgt die Entwicklung des gesamten Vereins:
Vorstände, die Namen, die Charaktere, die Verdienste;
Mitgliederbewegung, besondere Erfolge oder Ereignisse, Feste. Auf
den gesamten Verein folgen die einzelnen Abteilungen, wieder die
Leute, falls noch nicht genannt, die Gründungsdaten, ggf. die
einzelnen Mannschaften oder Tanz- und Theatergruppen.
Ausführlichkeit nach Bedeutung der Abteilung. Zum Schluß die jetzige
Bedeutung des Vereins und seine heutigen und zukünftigen Aufgaben.
Fragen Sie die Beteiligten, die Veteranen und ihre Kinder, und
fragen Sie nach Bildern, vergessen Sie die Fotos nicht, jeder freut
sich darüber, über sich oder die Nachbarn, Weggezogene, Verwandte,
Vorfahren. Die Käufer werden es Ihnen danken. Die Verteilung der
Fotos muß sorgfältig bedacht werden, in der Hauptsache sind sie
schwarz-weiß, viel Buntes ist unbezahlbar. Der Bebilderung gehen
Verhandlungen mit dem Drucker über die Kosten pro Abbildung voraus.
Aber so weit ist es noch nicht.
Viel umfangreicher ist eine Ortschronik. Im Idealfall sollte auch
hier eine zu detaillierte Betrachtung von Einzelheiten auf Kosten
der Schilderung der Entwicklung des Ganzen vermieden werden. Eine
Chronik der letzten Jahrzehnte eines Ortes darf nicht dominiert
werden von der Schilderung der Entwicklung der letzten 5 Jahre der
Feuerwehr, auch wenn dann fast jeder lebende männliche Einwohner des
Ortes vorkommt.
Meist sucht man einen Kompromiß zwischen chronologischer und
thematischer Gliederung. Auf die allgemeine politische
Ortsgeschichte folgt die Geschichte von Einzelbereichen. Die 1977
von Karl-Veit Riedel vorgeschlagene Gliederung ist immer noch
stimmig und hier nur geringfügig geändert:
- Landschaft, naturräumliche Gegebenheiten
- Bevölkerung und ihre Struktur (Demographie, soziale Gegebenheiten)
- kommunale und politische Entwicklung, Verwaltungsgeschichte
(Amtsträger, Amtszeiten schon wegen der Verantwortlichkeiten,
Parteien, Wahlergebnisse)
- Wirtschaft (Landwirtschaft, Handel, Gewerbe, Industrie,
Auswirkungen von Veränderungen in den verschiedenen
Wirtschaftssektoren)
- kommunale und soziale Einrichtungen, wichtig bei der Schilderung
des Alltagslebens (Fürsorgefunktion der Kommunen, Wasser,
Elektrizität, Feuerwehr, Märkte, Post und Bahn, Armenfürsorge und
Kindergärten, Krankenhäuser)
- kirchliche Entwicklung
- Kultur, Bildung (Schulen, Bibliotheken, Museen, Persönlichkeiten
des kulturellen Lebens)
- Sport und Freizeit (guter Teil der Vereinskultur, soweit nicht
beim vorhergehenden Punkt)
- Ortsbild (städtebauliche Entwicklung, Geschichte von Straßen,
Bauwerke)
Das ist das Maximalprogramm, keine Angst, man muß das nicht alles
beschreiben. Man richtet sich auch nach den Fähigkeiten der
Beteiligten. Mut zur Lücke! Natürlich können Sie einzelne Epochen
knapp abhandeln oder einzelne Themenbereiche ganz auslassen oder
Schwerpunkte setzen (z.B. nur: Landwirtschaft, Kirche, Schule,
Vereine, das 20. Jahrhundert und wichtige Gebäude). Eine Chronik ist
immer auch eine Aufforderung an andere, sich der Einzelheiten der
Ortsgeschichte anzunehmen. Von ihr selbst wird Vollständigkeit nicht
erwartet, wohl aber ein Inhaltsverzeichnis, eine Seitenzählung, wenn
es geht, ein Register.
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Wo ist das
Material für eine Chronik?
Nur wenn Sie stets im Sinn behalten, was die Chronik beinhalten
soll, worüber Sie schreiben wollen, können Sie aus der Fülle des
Materials, das Sie finden werden, auswählen, was für Sie wichtig
ist. Das Sichten beginnt nicht erst beim Ordnen des Materials,
sondern schon bei seiner Beschaffung.
Sie wollen ja etwas Neues zu Tage fördern; das Buch, das Sie erst
schreiben wollen, gibt es ja noch nicht. Aber vielleicht das über
die Nachbargemeinde oder den Ihnen partnerschaftlich verbundenen
Konkurrenzverein, worin Ihrer auch erwähnt wird. Oder Aufsätze zur
Geschichte der Region, worin Ihr Ort liegt. Nutzen Sie auch die
Vorarbeiten anderer, Jahres- und Rechenschaftsberichte von
Institutionen, Firmen, Vereinen in Ihren Orten z.B. Auch ein Blick
in Chroniken ganz anderer Orte ist nützlich, nicht nur um deren
Gliederung zu studieren, sondern auch deren Literaturverzeichnis.
Dort ist häufig auch die allgemeine historische Literatur der Region
genannt. Schauen Sie in die Literaturberichte zur Landeskunde, in
langen Abständen zwischen 1930 und 1966 verfaßt und in ein Buch
gebunden im Lesesaal der Landesbibliothek, oder in die
"Oldenburgische Bibliographie, 16. Jh. bis 1907" (eine Bibliographie
ist ein Nachweis von zu einem Thema erschienener Literatur, der
Bücher und der Zeitschriftenaufsätze, meist innerhalb eines
bestimmten Zeitraums), in die sich anschließende "Niedersächsische
Bibliographie" oder in die seit 1972 jährlich über die das
Oldenburger Land betreffende Literatur berichtende "Oldenburgische
Bibliographie" im Oldenburger Jahrbuch. All das steht im Lesesaal
der Landesbibliothek und ist im Anhang mit dem Standort notiert.
Außerdem helfen wir in der Landesbibliothek Ihnen jederzeit gerne.
Aber ich habe ja schon gesagt: Vor den Erfolg haben die Götter den
Schweiß gesetzt; eine Chronik bedeutet Arbeit und das gilt auch für
das "Bibliographieren". Neuere Literatur in der Landesbibliothek
übrigens, nur Bücher allerdings, keine Zeitschriften, können Sie
auch über das Internet abfragen: Der Orbis genannte Katalog enthält
die Bestände der Universitätsbibliothek insgesamt und der
Landesbibliothek seit 1981. Was Sie interessiert, können Sie
bestellen, wenn Sie sich angemeldet haben. Beim ersten Mal bitte den
Personalausweis mitbringen. Die Bücher sind dann 10 Tage für Sie
reserviert. Adresse: http://www.lb-oldenburg.de; dort Online-Katalog
klicken.
Was Sie in der Literatur nicht finden - und das wird, fürchte ich,
das meiste sein - müssen Sie aus den Quellen filtern. Quellen, das
sind vor allem 2 Dinge: Zeitungen und ungedruckte Akten, für die
neueste Geschichte auch die Erinnerungen von Zeitgenossen.
Die Zeitungen des Oldenburger Landes finden Sie wieder in der
Landesbibliothek, nicht nur die aktuellen, sondern die seit 1746,
die nun allerdings wiederum nicht komplett. Es gibt Lücken. Man kann
sich informieren. Die vorhandenen Zeitungen und Jahrgänge lassen
sich im "Barton" (in der Landesbibliothek) bequem recherchieren.
Dann wird es aber wieder unbequem. Zeitungen - sie wissen das ja aus
der täglichen Lektüre - sind grundsätzlich inhaltlich nicht
erschlossen. Sie müssen (jahrgangsweise) durchgesehen werden. Das
kann sich hinziehen und ist ungemein aufwendig, aber auch
ertragreich. Eine öfter genutzte Möglichkeit ist, sich in der Gruppe
die Jahrgänge aufzuteilen. Dann sollte man sich vorher genau
verständigen, wonach gesucht werden soll. Eine Möglichkeit, die
Prozedur abzukürzen, ist bei Vereinen die Kenntnis des Termins der
Jahreshauptversammlung. Man braucht dann nur diese Tage eines
Jahrgangs durchzusehen, wenn man sich denn darauf beschränken will.
Bei Ortschroniken muß selbstverständlich zunächst festgestellt
werden, mit welcher Zeitung sich der Ort in historischer Perspektive
versorgte.
Ungedruckte Quellen für Ortschroniken findet man in den kirchlichen
Archiven, in den Stadt- und Gemeindearchiven und schließlich im
Niedersächsischen Staatsarchiv in Oldenburg. In den kommunalen und
staatlichen Archiven lagern die Amtsakten der Behörden, manchmal
aber auch noch in den Behörden selbst, in sog. Altregistraturen.
Fragen Sie in Ihrer Gemeinde nach. Auch kirchliche Zentralarchive
gibt es: in Oldenburg beim Oberkirchenrat, beim Bischöflichen
Offizialat in Vechta. Späteres ist vielfach maschinenschriftlich,
Älteres grundsätzlich handschriftlich, immer in deutscher Schrift,
derer man für die Archivarbeit also mächtig sein muß. Wie die Bücher
in den Katalogen, so sind die Akten in "Findbüchern" erschlossen,
einsehbar in den Archiven selbst, manche des Staatsarchivs sind auch
gedruckt, für Sie dann auch wieder einsehbar im Lesesaal der
Landesbibliothek, z.B. die Stadtarchive Cloppenburg, Friesoythe,
Vechta, Wildeshausen, Oldenburg, Brake, weiterhin Quellen zu Damme,
den Ämtern Jever, Landwürden, Wildeshausen, der Oldenburgischen IHK
und einige mehr.
Die Akten, die man im Archiv findet, tragen etwa Aufschriften wie
"Neuaufnahme von Bürgern" oder "Jährliche Ausgaben" oder
"Verzeichnis der Armen" usw. in bestimmten Zeiträumen. In welchem
Umfang sie dann Material zu den angebenden Themen enthalten, können
Sie nur bei der Durchsicht feststellen. Die Lektüre ist nur im
Archiv selbst möglich. Sie können gar nicht anders, als sich beim
Heraussuchen der Findbücher, die Ihnen die Archivare holen müssen,
beraten zu lassen. Nutzen Sie diese Möglichkeit unbedingt und
betreten Sie das Archiv mit möglichst präzisen Fragestellungen.
Wesentlich geringer ist die Chance, Vereinschroniken durch
Archivbesuche unterstützen zu können, ist doch dort hauptsächlich
staatliches Material untergebracht, aber nicht ausschließlich,
Anfragen sollte man auf jeden Fall. Vielleicht hat auch der
langjährige Ehrenvorsitzende seinen schriftlichen Nachlaß in das
Archiv gegeben.
Eine Chronik beschreibt handelnde Menschen. Und die zählen auch zu
ihren Quellen. Fragen sie die, die maßgeblich beteiligt waren, oder
auch deren Enkel. Die kennen die Ereignisse dann zwar nicht mehr aus
eigener Anschauung, aber Großvaters Briefwechsel haben sie
getreulich aufbewahrt - ungedruckte Quellen in privater Hand.
Menschen haben Erinnerungslücken, sie haben auch manchmal falsche
Erinnerungen. Ein kritisches Ohr ist ratsam. Glauben Sie nicht alles
unbesehen. Damit unterstellen Sie niemandem bösen Willen. Das gilt
eigentlich auch für das Gedruckte und die Akten. Glauben Sie heute
alles, was in der Zeitung steht?
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Ordnung des Materials und Verfassen des Textes
Bei den Besuchen in den genannten Institutionen haben Sie stets
einen Bleistift in der Hand gehabt. Sie haben das Ihr Thema
betreffende notiert, herausgeschrieben, "exzerpiert" oder kopiert
und Sie haben immer dazugeschrieben, woher sie es haben. Aus welchem
Buch, auf welcher Seite? Aus einer Akte aus welchem Archiv, mit
welcher Aufschrift und Standortnummer? Aus der Zeitungsausgabe von
welchem Datum mit welcher Nummer? Glauben Sie mir, Sie werden Dinge
nochmals nachsehen müssen, und außerdem brauchen Sie diese Angaben
zum "Zitieren". Vereine haben es meist leichter, sie haben ein
eigenes Archiv. Voraussetzung für dessen Ausschlachtung ist seine
Ordnung.
Diese Ordnung sollte der Anlage der geplanten Chronik (und ihrer
Nachfolgerinnen) folgen. Alle Materialien zum Sportverein insgesamt,
diejenigen zur Handball- und diejenigen zur Tischtennisabteilung,
dann wohl am ehesten chronologisch, der Reihe nach. Sie nehmen das
Material zur Hand, das die Abteilung unter der Leitung einer
bestimmten Person oder innerhalb eines abgrenzbaren Zeitraums umfaßt,
sehen ihre Mitschriften, die Zeitungskopien durch und verschaffen
sich einen Eindruck. Sie erkennen Details und eine Entwicklung: 1947
war eine schlechte Zeit, der Hallenboden war kaputt und in den
Bällen war kaum noch Luft, die Mitglieder waren (bestenfalls) in
alle Himmelsrichtungen zerstreut. Aber der Abteilungsleiter war ein
aktiver Mann. Ein Zeitzeuge erinnert sich, daß er eine Luftpumpe
besorgte und neue Dielenbretter. Die Zahl der Mitglieder wuchs. Da
gibt es einen Zusammenhang mit der Entwicklung des Ortes, der viele
Flüchtlinge aufgenommen hatte. Wie eine erhaltene Statistik
nachweist, waren es 1953 fast 50% aller Mitglieder der Abteilung.
War der Verein vielleicht maßgeblich daran beteiligt, daß die neuen
Mitbürger so schnell Wurzeln faßten? Wie stand es denn mit dem
geselligen Leben in der Abteilung? usw. usw. Sie sehen, neue Fragen
ergeben sich manchmal auch bei der Durchsicht des schon Gesammelten.
Die Ordnung, die dem Archiv gegeben wird oder die es (hoffentlich)
bereits hat, sollte klar und nachvollziehbar sein, das Archiv ist
dauerhaft, es sollte personenunabhängig benutzbar sein und auch
ergänzt werden können. Denn einen oder eine sollte es geben, schon
heute, die das Archiv pflegt und auf dem laufenden hält, zum Wohle
späterer Chronisten.
Ob sie die Fotos neben die Akten legen oder getrennt aufbewahren,
bleibt Ihnen überlassen. Aber wenn man Ihnen Fotos gibt, lassen Sie
sich sagen, wer wann und wo abgelichtet worden ist, und notieren Sie
das.
Meine Damen und Herren, das alles hört sich kompliziert an, und es
ist auch tatsächlich nicht einfach. Aber wenn Sie es zum ersten Mal
machen, werden Sie stetig lernen. Was Ihnen am Anfang merkwürdig
vorkommt, werden Sie bald für selbstverständlich halten, dafür
erscheint anderes neu, aber auch bald wieder vertraut. Sie werden es
merken. Fangen Sie einfach an, legen Sie los - aber mit vorheriger
Überlegung. Wir in der Landesbibliothek versuchen gern, Ihnen zu
helfen, und Herr Prof. Eckhardt hat gar bei der Oldenburgischen
Landschaft eine regelmäßige Sprechstunde für Ortschronisten
eingerichtet. Ich denke, er hat das getan, damit Sie ihn fragen.
Zögern Sie nicht! Er berät Sie jeden letzten Donnerstag des Monats
im Gebäude der Oldenburgischen Landschaft in Oldenburg, bei der er
um vorherige Anmeldung bittet.
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Zusammenfassend:
- Arbeitsgruppe bilden
- Umfang, Format, Bebilderung, Einband, Auflagenhöhe und Gliederung
überlegen
- nach Sponsoren suchen, Kosten in Erfahrung bringen, Angebote von
Druckern/Verlagen einholen
- Themen verteilen
- Material sammeln und ordnen:
- Besuch im Gemeindearchiv und im Staatsarchiv, bei Kirchen und
Kommunen
- Besuch in der Landesbibliothek
- Besuche bei Zeitzeugen, Material aus Privatbesitz
- Ordnen des Materials gemäß der Anlage der Kapitel der Chronik
- Material sichten und gewichten
- Texte verfassen und besprechen
- endgültige Anlage der Chronik mit Verteilung der Bilder
- Verhandlungen mit dem Drucker
- vom Drucker vorläufig Geliefertes (Druckfahnen, Umbruch) mehrfach
sorgfältig durchlesen und durchsehen
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Zum Schluß noch eine
Einladung: in die Landesbibliothek, wo auch, nicht nur, aber
auch die gesamte unser altes Land Oldenburg betreffende Literatur
seit den ersten Oldenburger Drucken 1599 liegt: auf Sie haben wir
gewartet, kommen Sie uns besuchen mit der Arbeitsgruppe der
Chronisten oder allen Interessierten ihres Vereins. Wir erzählen
Ihnen über diese zentrale Bibliothek des Landes und ihre Geschichte,
zeigen Ihnen deren Innereien, wenn Sie mögen, und wir zeigen Ihnen
wie es funktioniert, wie man bei uns zu Literatur kommt, wie man
sucht und bestellt. Wir richten uns nach ihren Informationswünschen.
Und einen zumindest haben wir noch, der Sie viel besser einführen
kann als ich, nämlich auf Platt. Wenn Sie eine allgemeine Führung in
Niederdeutsch haben möchten, sagen Sie Bescheid.
Landesbibliothek Oldenburg
Pferdemarkt 15,
26121 Oldenburg
Ansprechpartner für Führungen und Fragen der Bibliotheksnutzung:
Klaus-Peter Müller, Tel. 0441/799-2802, mail: muellerätlb-oldenburg.de
Gemeinsamer Katalog von Universitätsbibliothek,
Fachhochschulbibliothek und Landesbibliothek im Internet:
www.lb-oldenburg.de. Dort auf Online-Katalog klicken (der Bestand
der Landesbibliothek ist erst für Bücher, die nach 1980 erschienen
sind, nachgewiesen, auch die Zeitschriften fehlen!).
Egbert Koolman: Oldenburgische Bibliographie (16.Jh.-1907).
Hildesheim 1987
(im Lesesaal mit Standort: Reg 470/2)
Niedersächsische Bibliographie
(im Lesesaal mit Standort: Reg 011/14 und Reg 011/17)
Schrifttum zur Landeskunde (zwischen 1930 und 1966 verfaßte
Literaturberichte)
(im Lesesaal: Reg 470/5)
Oldenburgische Bibliographie 1972- heute (jahrgangsweise)
(im Lesesaal: Reg 470/10)
Walter Barton: Zeitungen. 2., durchges. und erg. Ausg. Oldenburg
1995 (Schriften der Landesbibliothek Oldenburg, 19): verzeichnet den
gesamten Zeitungsbestand der Landesbibliothek (im Lesesaal: am
Auskunftsplatz)
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Ludwig Kohli: Handbuch einer historisch-statistisch-geographischen
Beschreibung des Herzogtums Oldenburg sammt der Erbherrschaft Jever
und der beiden Fürstenthümer Lübeck und Birkenfeld. 2. Ausg. Bd.
1-2,2. Oldenburg 1844
(im Lesesaal: Reg 480/5)
Karl Georg Böse: Das Großherzogtum Oldenburg.
Topographisch-statistische Beschreibung desselben. Oldenburg 1863
(im Lesesaal: Reg 480/7)
Paul Kollmann: Statistische Beschreibung der Gemeinden des
Herzogtums Oldenburg. Oldenburg 1897
(im Lesesaal: Reg 560/8)
Statistische Nachrichten über das Großherzogtum (ab 1919: den
Freistaat) Oldenburg, H. 1, 1857 - H. 29, 1928
(im Lesesaal: Reg 560/70)
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Karl-Veit Riedel: Orts- und Heimatchroniken als Aufgaben und Mittel
regionaler Kulturarbeit. In: Mitteilungsblatt der Oldenburgischen
Landschaft, Nr. 14-18, 1977-1978
(im Magazin: ZS 3910)
Albrecht Eckhardt: Orts-, Heimat- und Vereinschroniken. Hinweise für
Bearbeiter und Herausgeber. Göttingen 1980
(im Lesesaal: Reg 580/70)
Beratung durch Prof. Eckhardt jeden letzten Donnerstag des Monats
zwischen 14.30 und 16.00 Uhr im Gebäude der Oldenburgischen
Landschaft in Oldenburg, Gartenstr. 7. Anmeldung bei der Landschaft
erforderlich: Tel. 0441/779180
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